Haus F

Transformation am Behrensufer

Haus F

Der ehemalige AEG-Standort in Berlin Oberschöneweide entwickelte sich über die Jahrzehnte, markante Behrens-Bauten prägen das denkmalgeschützte Ensemble, das in einen zukunftsgerichteten Gewerbestandort transformiert wird.

Unsere Beschäftigung mit dem Standort setzt sich mit einem besonderen Haus auseinander: Das Gebäude F wurde Ende der 50er Jahre als Produktionsstätte für das „Werk für Fernmeldewesen“ bzw. ab 1960 als „Werk für Fernsehelektronik der RFT“ der ehemaligen DDR errichtet. Von 1992 bis 2005 setzte die Firma Samsung dort die Produktion von Bildröhren fort.

Seitdem ist das Haus weitestgehend ungenutzt, weil es als mehrgeschossiger Industriebau für heutige Anforderungen an effiziente Produktionsabläufe, die ebenerdig organisert sind, ungeeignet ist.

Als besonderes Beispiel für die Industriearchitektur aus den ersten Jahren nach Gründung der DDR steht das Gebäude nicht zuletzt aufgrund seiner ungewöhnlichen Ortbetonkonstruktion unter Denkmalschutz.

Wie der gesamte ehemalige Industriekomplex am Behrensufer in Oberschöneweide muss auch Haus F einem Transformationsprozess vom reinen Produktions- zum vorrangigen Dienstleistungsgebäude unterzogen werden. Andernfalls gäbe es heutzutage keine Nutzungsmöglichkeit.

Voraussetzung für diese Umwandlung ist der vollständige Umbau des Erschließungssystems. Als Produktionsgebäude lag die Erschließung in Form von Treppen- und Aufzugstürmen naturgemäß außerhalb der Etagen, um die Produktion nicht zu beeinträchtigen.

Die Erschließung beschränkte sich auf die Hofseite. Eine Adressbildung zur Ostendstrasse war nutzungsbedingt nicht vorgesehen.

Das in Stahlbetonskelettbauweise errichtete Gebäude (sechs Geschosse + Keller, sowie kleine Turmerweiterung als 7.OG) hatte keinen ebenerdigen Zugang.

Bedingt durch die Zwänge der Produktions- und Transportprozesse wurde das „Erdgeschoss“ auf einer Höhe von ca. 1,2m über Außenniveau angeordnet, um urspünglich LKW niveaugleich be- und entladen zu können.

Die wesentliche Maßnahme der Entwurfskonzeption besteht darin, die Erschließung von außen nach innen zu verlegen, außerdem ermöglicht die Schaffung von zwei neuen Eingängen eine Adressbildung zur Ostendstrasse.

Die geplante vertikale Erschließung besteht aus zwei Kernen, die Sicherheitstreppenräume und Aufzüge aufnehmen. Die Anordnung erfolgt in der Dunkelzone im Inneren des Gebäudes, um die Gebäudetiefe von ca. 20m optimal nutzen zu können. Die Eingänge von der Ostendstraße ermöglichen über die Aufzüge eine barrierefreie Erschließung sämtlicher Niveaus.

Ebenfalls im Gebäudeinneren werden die Sanitärkerne bzw. Teeküchen untergebracht. Jede Nutzungseinheit erhält einen „Flexraum“. Die Flexräume enthalten Anschlüsse, die bei Bedarf für die Umsetzung eines Behinderten-WCs geeignet sind. Neben der Aufstellung der unvermeidlichen, eingehausten Lüftungsaggregate wird auf dem Dach eine großzügige, zur Spree orientierte Dachterrasse geplant.

Im Zuge der Transformation von einem Industrie- zu einem Dienstleistungsgebäude enstehen auf den ca. 2.000 qm großen Etagen großzügige prägnante Bürolofts, die je nach Bedarf unterschiedlich zugeschnitten werden können.

Team: Sven Radtke, Chris Eckett, Matteo Montagano, Arndt Kerber.

Fotos: Daniele Ansidei.

Visualisierung: e&h architektur visuell.

 

 

Planungsbeginn 2020
Bauzeit 2022-2025
Leistungsbild LP 1-5
BGF 21.000 qm
Volumen 24 Mio Euro
Bauherr DIE AG Bau GmbH