Innerstädtische Räume sind fortwährenden Transformationsprozessen unterworfen. Ziel unseres Entwurfes ist die Eröffnung eines urbanen Transformationsraums. Monolithische Einzelbauten und unbelebte Plätze stehen sinnbildlich für die fortschreitende Verödung der Innenstädte. Eine zukunftsgewandte Nutzung des urbanen Raums verlangt die Neuordnung des innerstädtischen Quartiers hin zu lebendigeren und vielfältigeren Nutzungsoptionen.
Die Methodik
Wir haben Milieu, Historie und Kontext des heterogenen Quartiers mit Respekt vor der Komplexität des vorhandenen städtebaulichen Gefüges betrachtet. Neue und flexible Funktionen und Nutzungen organisieren wir in unserem Entwurf zu klaren Bauformen. Durch die Setzung der neuen Baukörper schaffen wir gezielt eine Balance zwischen den vorhandenen Maßstäben und Wegebeziehungen. Es entsteht eine neue urbane Textur.
Im Detail
Das Wettbewerbsgelände „Big Apple“ ist geprägt durch eine Anordnung isolierter Baukörper, die einen indifferenten Übergang zwischen Stadt und Vorstadt schaffen. Lediglich der nach Westen orientierte „Rote Platz“ bietet einen Anhaltspunkt für ihre Positionierung. Nach Süden und Osten bildet das Areal unattraktive Rückseiten aus. Der Norden ist geprägt durch den eingeschossigen, langgestreckten Fuß des Siemens-Hochhauses.
Das Konzept
Kern unseres Entwurfs ist es, das denkmalgeschützte Siemens-Hochhaus in die städtische Textur und die „Elefantentreppe“ einzubeziehen. Mit der Platzierung von drei großvolumigen Körpern setzen wir Gegengewichte zur ausgedehnten Siemens-Hochhausscheibe. Es entsteht eine Balance, die die bislang bestehende Trennlinie zwischen Stadt und ehemaligem Siemensareal aufgelöst.
Der städtische Kontext
Um den ehemaligen Siemenscampus in den angrenzenden städtischen Kontext zu integrieren, muss die neue Textur komplexe Anforderungen im Hinblick auf die Einbindung der sehr heterogenen Quartiere erfüllen. Gezielte Blocköffnungen im Osten des Areals und die Aufnahme der vorhandene Maßstäblichkeiten im Norden beziehen das angrenzende Umfeld ein. Der eingeschossigen Pavillonbau des Siemens-Hochhauses tritt zurück und wird räumlich gefasst
Im Nordwesten wird der Maßstab des „Himbeerpalastes“ durch die Wiederholung auf der anderen Seite der Straße fortgeschrieben. Am „Roten Platz“ akzentuiert der neue Turm den Auftakt zum Platz, während im Südwesten die „Elefantentreppe“ eine Straßenkante entlang des „Roten Platzes“ und der Werner-von-Siemens-Straße bildet.
Die neue Topografie
Die topografische Höhengliederung haben wir gezielt eingesetzt, um im übertragen Sinn eine „Brücke“ zu schlagen und auf die angrenzende Vorstadt zu reagieren. So integrieren wir das denkmalgeschützte Hochhaus, ohne es seiner Wirksamkeit zu berauben.
Das Siemens-Hochhaus
Als Solitär ist es Anker- und Schwerpunkt des neuen Quartiers und tritt in eine vielfältige Interaktion zur Umgebung. Es entsteht ein differenziertes Wechselspiel zwischen Textur, Raum und Objekt, das den städtebaulichen Rahmen für ein lebendiges und innovatives Quartier schafft.
Das Bingelhaus
Als Knotenpunkt zwischen gewachsener Stadt und neuem Quartier liegt sein Potential für vielfältige Nutzungs- und Begegnungsoptionen. Es schafft Raum für Vernetzung und neue, urbane Dynamiken durch die Ansiedlung von innovativen Gewerken und Dienstleistungen, aber auch für Wohnungen und Seniorenapartments. Der Turm beherbergt gastronomische Angebote, die lichtdurchflutete Markthalle bildet das begrünte Zentrum. Räumlich-architektonisch bildet das Bingelhaus eine Art Fassung des „Roten Platzes“. Der Turm als Landmark ist zugleich Orientierungs- und Anziehungspunkt.
Die Elefantentreppe
Mit der Elefantentreppe integrieren wir behutsam einen Teil der städtischen DNA in das neue Quartier. Als Platzkante zum „Roten Platz“ und zur Werner-von-Siemens-Straße definiert sie den Straßenraum. Ziel ist die Transformation vom Bürohaus zu einem Büro- und Wohnhaus, indem wir ressourcenschonend das vorhandene Potential nutzen: Die ehemaligen Terrassenstufen werden aufgefüllt, gleichzeitig verringern wir durch gezielten Rückbau die Gebäudetiefen. Gebäudefluchten werden durch ein Betongitter aufgefüllt: Im Gegensatz zur aktuell hermetisch abgeschlossenen Fassade entsteht ein neues räumliches Angebot und eine Art Vorgartenzone mit begrünten Terrassen und einem Durchgang. Das Gebäude wird baulich und nutzungstechnisch transformiert, um dem öffentlichen Raum ein „maximales Angebot“ zu machen und den Roten Platz zu aktivieren.
Das Zenker Areal
Das Wohngebäude auf dem Zenker Areal ist als vier- bis sechsgeschossiger Meander mit vertikaler Bepflanzung der Fassade konzipiert, dessen Wohnungen sich zu zwei großzügig bemessenen Innenhöfen orientieren. Die Wohnungen im Erdgeschoss haben wir als Mikrohäuser konzipiert.
Visualisierung: Grauwald Studio
Gemeinsam mit: La.Bar Landschaftsarchitekten
Team: Christian Theissen, Sherin Awad, Kinga Krawczyk, Matteo Montagano, Ivo Manov-Ahäuser, Arndt Kerber