Dialog
Der Wettbewerbsbeitrag ist das Resultat eines internen Dialogs zwischen dem existierenden Städtebau und einer schülergerechten, ansprechenden Architektur. Die Neustrukturierung der Liegenschaft bezieht dabei die vorhandenen, hochwertigen Außenräume ein. Durch eine Neupositionierung der historischen Beton-Pilze werden Sichtachsen und Wegebeziehungen im Sinne des historischen städtebaulichen Konzepts betont. Die gezielte Positionierung eines quadratischen Neubaus schafft insgesamt eine homogene bauliche Ordnung: Es entsteht ein einladender Campus und ein geschützter, innerstädtischer Platz.
Interne Struktur
Das neue Schulhaus ist ein 3-geschossiges Gebäude. Ziel ist es, die Bewegungsströme in den Neubau hineinzuführen und eine fließende Bewegung zwischen Innen und Außen zu erzeugen. Eingänge an drei Seiten des Gebäudes, eine transparente Fassade und vorgelagerte, umlaufende Balkone in den Obergeschossen stärken dieses Konzept. Auch im Inneren des Gebäudes ist eine offene und transparente Raumgestaltung umsetzbar. Lehrküche, Ruheraum und Bücherei sind dem Hof zugewandt und werden durch ein zentral liegendes Begegnungszentrum verbunden. Das Herz dieses Zentrums ist eine offene Erschließungstreppe mit großzügigen Sitzstufen, die zu einem halboffenen Theaterraum ausgerichtet ist. Holz-Akustik-Paneele sorgen selbst auf den Fluren der Schule für eine angenehme Akustik.
Freiraum
Die denkmalgeschützten Hochbeete, Pflanztröge, Stufenanlagen und Pilzdächer zwischen Mensa und Realschule haben ein hohes Identitätspotenzial und bleiben erhalten. Neue Freiraumelemente fügen sich als eigenständige Schicht mit einer polygonalen Formensprache in den räumlichen Kontext ein. Grüne Inseln gliedern die bislang leeren und weitgehend versiegelten Flächen. Sie bieten vielfältige Aufenthalts- und Nutzungsmöglichkeiten, ohne dabei wichtige Blick- und Wegebeziehungen zu behindern: So entsteht ein kleinteiligeres Raumgefüge, das eine Vielzahl von Bewegungsmöglichkeiten zulässt.
Grüne Inseln
Die Grünen Inseln sind mit regionalen, extensiven Staudenmischungen und an den Klimawandel angepassten Bäumen bepflanzt. Sie sind mit Sitzmauern eingefasst und reduzieren die Menge des abzuführenden Regenwassers. In ausgewählten Bereichen laden unterschiedlich hohe Holzdecks zum Chillen ein. Die für den Neubau entfernten Pilze finden hier eine neue Verwendung: Sie schützen die Aufenthaltsbereiche vor Sonne und Regen. Die Bodenversiegelung wird auf das notwendige Maß reduziert und erfolgt mit wasserdurchlässigen Werkstein-Belägen. Das auf den befestigten Flächen anfallende Regenwasser wird in die angrenzende Grünflächen entwässert. Von den übrigen Flächen wird es über Grundleitungen in ein Regenrückhaltebecken geführt.
Ökonomie und Ökologie
Nachhaltigkeit und Kosteneffizienz sind bei diesem Gebäude in hybrider Bauweise aus Holz und Beton keine Gegenspieler. Statisch relevante Wände sowie Treppen- und Aufzugskerne werden in Stahlbeton ausgeführt, an anderer Stelle kommen Holzleichtbauwände und vorgefertigte Holzbetonverbunddecken zum Einsatz. So können werkstoffspezifische Eigenschaften wie ein reduziertes Eigenwicht oder hohe Drucktrag- und Wärmespeicherfähigkeit optimal genutzt werden. Neben dem Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen mit einer positiven CO2-Bilanz bietet der hohe Grad an Vorfertigung einen zügigen, kontrollierten und damit besonders wirtschaftlichen Bauablauf.
Energie und Raumklima
Der Stahlbetonanteil in Decken, Treppen- und Aufzugskernen erhöht die thermische Masse und trägt zur Nachtauskühlung des Gebäudes bei. Auf dem Dach des Neubaus erzeugt eine Photovoltaik-Anlage autark einen Großteil der Energie. Fenster mit Dreifachverglasung und außenliegendem Sonnenschutz dämmen die solaren Energiegewinne ein. Das in einer Zisterne gesammelte Regenwasser kommt für die Gartenbewässerung und Toilettenspülung zum Einsatz. Eine Lüftungsanlage sorgt zudem ganzjährig für eine kontrollierte Temperierung der Innenräume und eine – der aktuellen Zeit entsprechende – Luftqualität im gesamten Gebäude.
Visualisierung: Anders Beyer
Gemeinsam mit: Landschaftsarchitekt Rüdiger Amend
Team: Paul Gössler, Kinga Krawczyk