Leitidee
Die Leitidee dieses Entwurfs besteht darin, eine passende städtebauliche Lösung für ein funktionales Gebäude in einer offenen Fläche zu schaffen. Gleichzeitig soll die interne Struktur des Gebäudes durch moderne Architektur zeitgemäß und funktional gestaltet werden.
Der vorhandene Geländeverlauf erfordert eine sorgfältige Platzierung des Gebäudes um sicherzustellen, dass alle Ein- und Ausgänge barrierefrei erreichbar sind. Dabei wurde darauf geachtet, die Menge an zu bewegenden Erdmassen auf ein Minimum zu beschränken.
Der Entwurf sieht ein rechteckiges Gebäudevolumen vor, das Ausschnitte und Rücksprünge in der Kubatur nur aus funktionalen Gründen zulässt. Dies führt zu einer klaren und gut strukturierten Gestaltung. Im nördlichen Teil des Gebäudes gibt es einen zweigeschossigen Bereich, der den Einsatztrakt, Büros und Aufenthaltsräume beherbergt. Im südlichen Teil befindet sich die zweigeschossige Fahrzeughalle mit Lager- und Technikräumen. Direkt daneben liegt ein eingeschossiger Bereich mit Umkleiden und Sanitäranlagen, die einen direkten Zugang zum Parkplatz für die Kameradinnen und Kameraden ermöglichen. Auf dem eingeschossigen Teil des Gebäudes befindet sich ein außenliegender Aufenthaltsbereich, der an den Sozialtrakt und die Verwaltung im Obergeschoss angrenzt.
Konstruktion, Fassade, Material
Die einfache und maßvolle Bauweise zielt auf die Balance von Ressourceneinsatz, Raumklima und Grundrissflexibilität. Prämisse für diesen Neubau ist es, ein Gebäude zu entwickeln, bei dem Bauweise und Konstruktion bewusst im Hinblick auf Zirkularität betrachtet und angepasst werden.
Holztafelbauwände, Stützen, Träger und Vollholzdecken aus Brettsperrholz sowie Treppen- und Aufzugskerne aus Stahlbeton vereinen dabei Komfort und Nachhaltigkeit in einer einfachen, wirtschaftlichen Bauweise. Diese Bauweise erlaubt einen hohen Grad an Vorfertigung in guter Qualität und reduziert die Emissionen und Montagezeiten auf der Baustelle. Eine schnelle und witterungsunabhängige Bauzeit ist somit garantiert. Bewusst wird in der Konstruktion sowie der thermischen Hülle auf Verbundwerkstoffe verzichtet. Eine zukünftige Revisionierbarkeit der Bauteile ist damit gegeben. Die Baustoffe können weiterverarbeitet und wiederverwendet werden.
Es entsteht eine thermisch optimierte, nahezu klimaneutrale Hülle, da der hohe Anteil an Holz mehr Kohlendioxid im Bauwerk speichert, als bei der Herstellung ausstossenen wird. So verringern wir den CO2- Fußabdruck des Gebäudes erheblich.
Die hochwärmedämmenden Verbundfenster der Pfostenriegelfassade in den Aufenthaltsräumen erhalten einen textilen Blend- und Sonnenschutz. Die vorgehängte Fassade aus beschichteten und gefalteten Profiltafeln gibt dem Gebäude eine lebendige und rhythmische Struktur, die bei unterschiedlichen Standpunkten und Lichtverhältnissen eine abwechslungsreiche Erscheinung entfaltet.
Die Gründung und Bodenplatte ist aus WU-Beton gefertigt und bieten im Zusammenspiel mit einer druckfesten Schaumglas-Dämmung eine dauerhafte, effiziente und recyclebare Konstruktion. Die leichte Holzkonstruktion erlaubt eine geringer dimensionierte Gründung. Durch diese Einsparung von mineralischen Baustoffen arbeiten wir auch hier ressourcenschonend und emissionsarm.
Die tragenden und aussteifenden Wände der Treppenhäuser und Schächte werden aus Stahlbeton gefertigt. Die restlichen, statisch relevanten Bauelemente sind in Holz geplant und ausreichend auf Abbrand dimensioniert. Die erforderliche Feuerwiderstandsfähigkeit kann gem. §26 der NBauO gewährleistet werden.
Ökonomie und Ökologie
Ökonomie und Ökologie bilden keinen Gegensatz, sondern verfolgen gemeinsame Interessen. Zum Vorteil beider Eigenschaften haben wir ein Gebäude geplant, dessen Flexibilität den Lebenszyklus des Gebäudes maximal erweitert und somit die graue Energie reduziert. Der Entwurf sieht vor, die primären Investitionskosten bei einem mittleren Standard gem. dem angedachten Investitionsrahmen umzusetzen. Ein weitestgehender Verzicht auf mineralische Baustoffe und der Einsatz ökologischer Materialien führt zu einem geringen primären Energiebedarf und einer positiven CO2-Bilanzierung der Konstruktion.
Strategisch gut positionierte Schächte ermöglichen es, auf direktem Wege die Zu- und Abluft, Heizung und Kühlung in alle Bereiche des Gebäudes unkompliziert zu verteilen. Die Fahrzeughalle, die Umkleiden und Sanitärräume sowie die innenliegenden Räume erhalten eine maschinelle Belüftung. Die Aufenthaltsräume sind nach Norden ausgerichtet und mit großzügigen Lüftungsflügeln ausgestattet. So ist eine manuelle und natürliche Belüftung ausreichend und die Betriebskosten der technischen Gebäudeausrüstung können reduziert werden.
Eine gut gedämmte thermische Gebäudehülle und die Speicherfähigkeit über direkte Oberflächen stellen sicher, dass die Heiz- und Kühllast und damit der Gesamtenergiebedarf möglichst gering bleiben. Bei der Energieerzeugung kommen zum größten Teil erneuerbare Energien zum Einsatz.
Das Dach erhält eine Extensivbegrünung im Zusammenhang mit einem Retentionsdach. Somit können bis zu 80% des Niederschlags zurückgehalten werden, was zu einem verbesserten Klima und zur Abkühlung der Umgebung führt. Zusätzlich wird das Dach mit Photovoltaik ausgestattet, um einen Großteil der elektrischen Energien autark zu erzeugen. Der gewonnene grüne Strom wird unter anderem zum Betrieb von Wärmepumpen, Anlagentechnik und E-Ladestationen genutzt. Ein Batteriemanagementsystem speichert den nicht genutzten Photovoltaik-Strom zwischen. Das vergrößert den PV-Eigenverbrauch-Anteil und somit die Autarkie des Gebäudes.
Luftwärmepumpen sowie die Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlage sorgen in der kühleren Jahreszeit für behagliche Temperaturen im Inneren. Ein Pufferspeicher erhöht deren Effizienz und Lebensdauer. Ungenutzte Wärmeenergie wird zwischengespeichert. Die Minimierung des Energiebedarfs und der Einsatz erneuerbarer Energien verringert die CO2-Last im Betrieb maßgeblich.
Unser Ziel ist ein robustes und alltagstauglichs Konzept, bei dem der betriebstechnische Aufwand trotz der vorgesehenen Nutzung minimal bleibt.
Architektur
Durch die gezielte Positionierung des Gebäudes wird ein kollisionsfreier Verkehr der Einsatzfahrzeuge und der anrückenden Kameradinnen und Kameraden ermöglicht. Die geforderten Fahrbeziehungen,n insbesondere die Alarmausfahrt mit der Anbindung an die Landesstraße, sind konfliktfrei umsetzbar. Kurzenund effiziente Wege sind während der Einsatzzeiten garantiert. Die ankommenden Einsatzkräfte erreichennüber einen direkten Zugang vom Parkplatz aus die Umkleiden.
Zur Landesstraße liegt repräsentativ die Fahrzeughalle mit davor platzierter Aufstellfläche, Übungshof undnfreigestelltem Turm als leicht zu erkennende Landmarke an der südlichen Einfahrt nach Möglingen.
Die strikte Trennung der Einsatz- und Aufenthaltsbereiche garantiert eine klare Struktur im Inneren undneine verständliche, ablesbare Eingangssituation für Gäste und Mitglieder der Feuerwehr außerhalb dernEinsätze.
Durch den gezielten Einsatz der drei Materialien Holz, Beton und Metall erhält der Entwurf eine zurückhaltende, zeitlose und der Nutzung entsprechende Ästhetik. Das Gebäude ist einfach in seiner Ordnung und doch anspruchsvoll in der Gestaltung und Architektur. Eine klare Struktur im Inneren undnÄußeren sowie gezielte Blickbeziehungen geben dem Wettbewerbsbeitrag seine besondere Qualität.
Team: Kinga Krawczyk, Marco Schneider, Paul Gössler.