2022 Wohn- und Geschäftshaus in Berlin-Spandau

Haveltor Berlin

Das Entwicklungsgebiet Spandau-Hakenfelde befindet sich in einem Transformationsprozess vom Gewerbegebiet zum Wohnquartier. Ziel unseres Entwurfes ist die Schaffung einer Architektur mit hybrider Nutzungsoption, die das Entwicklungsgebiet städtebaulich arrondiert. Das Wohn- und Geschäftshaus mit integriertem Einkaufsmarkt bringt vielfältige Anforderungen in Einklang, die konfliktfrei miteinander interagieren. Wir tragen der Charakteristik des Grundstücks Rechnung, eine Nahtstelle zwischen Wohn- und Gewerbegebiet zu bilden. Unser besonderer Fokus gilt dabei der Einbindung des angrenzenden Poelzig-Parks.

Die Methodik

Wir organisieren in unserem Entwurf unterschiedliche Anforderungen von Einzelhandel, Büronutzung und Wohnraum zu einer klaren, terrassierten Bauform. Der Baukörper schafft eine Balance zwischen den vorhandenen Maßstäben: In Verbindung mit der Gestaltung der Aussenanlagen verlängert die terrassenförmige Ausbildung des Gebäudes den Park über seine Grenzen hinaus. Es entsteht eine neue Topografie des Quartiers, zu dessen Schwerpunkt der Poelzig-Park wird. Der neue Baukörper wird gleichzeitig zum Ende und Auftakt des Entwicklungsgebiets Rauchstraße.

Das Konzept

Vielfältige Nutzungsanforderungen vereinen wir unter einem Dach: Von der Tiefgarage über die Einzelhandelsfläche bis hin zu Büros und der Verwirklichung eines anspruchsvollen Wohnkonzepts bietet die Struktur jedem Bereich den passenden Raum. Das gelingt, indem wir die unterschiedlichen Nutzungen schichten. Der abgerundete Baukörper betont dabei in einer eleganten Geste die Einmündung in die Hugo-Cassirer-Straße und markiert den Zugang zum Markt. Gleichzeitig schafft er durch die organische Form eine Verbindung zum Park.

Im Detail

Über der Tiefgarage im UG befindet sich im EG der Einzelhandel mit 1.000m2 Verkaufsraum. Dieser öffnet sich zur Ecke Rauchstraße/Hugo-Cassirer-Straße für das Publikum. Die Warenandienung erfolgt über den rückwärtig gelegenen Parkplatz zur Hugo-Cassirer-Straße. Da-rüber folgen vier Büroetagen als kombinierbare, selbständige Nutzungseinheiten mit einer Ausdehnung von jeweils 400m2. Im fünften und sechsten OG beherbergt das Gebäude zwei Wohnetagen. Ein Teil dieser Wohneinheiten kann im Maisonette-Stil mit reizvoller „Haus-im-Haus“ Anmutung und Blick in den Park ausgebildet werden.

Die Erschließung

Der Einkaufsmarkt wird über den Parkplatz erschlossen. Liefer- und Parkverkehr haben aufgrund der beengten Platzverhältnisse eine gemeinsame Auffahrt.

Die Erschließung der über dem Markt liegenden Büro- und Wohngeschosse erfolgt über zwei Kerne, deren unabhängig voneinander funktionierenden Rettungswege als „Schachteltreppenhäuser“ ausgebildet sind: So kann bei den Büroetagen auf die andernfalls erforderlichen „Sicherheitstreppenhäuser“ verzichtet werden. Die im fünften und sechsten OG gelegenen Wohnetagen werden über Laubengänge erschlossen.

Die Fassade

In der Fassade ist die Schichtung der Nutzungen ablesbar: Außenbündig sitzende Fenster im EG spannen eine Haut um den Sockel. Die darüber liegenden Bürogeschosse akzentuiert ein fein gegliedertes Relief. Die mittige Teilung der Öffnungen in ein festverglastes Element und ein Lüftungspaneel rhythmisiert die Fassade. Die Wohngeschosse sind durch tiefe Einschnitte gekennzeichnet. Kern unserer Idee ist es, die Schichtungen ablesbar zu machen und sie gleichzeitig durch vertikale Elemente miteinander zu verschränken. So entsteht eine differenzierte Lesbarkeit des Gebäudes.

Nachhaltigkeit

Unser Wettbewerbsbeitrags ist in einer nachhaltigen, umnutzungsfähigen und langlebigen Bauweise konzipiert mit dem Ziel, CO2-Emissionen sowohl in der Herstellungsphase (Graue Energie) als auch im Betrieb zu reduzieren.

Konstruktion

Eine Tragkonstruktion in mineralischer Bauweise erhält größtmögliche Flexibilität durch ein Stahlbetonskelett mit Stahlbetonflachdecke. Durch Anzahl und intelligente Anordnung von Stützen lassen sich die Volumenbauteile konsequent reduzieren, was zu einer erheblichen Einsparung von Grauer Energie führt.

Holz-Fassadenelemente

Die Außenwände haben wir als nichttragende, vorgefertigte Holztafel-Fassadenelemente konzipiert. Eine Vorsatzschale aus Ziegeln schafft eine thermisch-optimierte, nahezu klimaneutrale Hülle.

Stahl

Das Stahlbetonskelett wird einstofflich ausgebildet und ist gut recyclingfähig. CO2-reduzierter Zement trägt zusätzlich zur emissionsarmen Errichtung des Bauwerks bei.

Synergien

Die leichte Holzkonstruktion in der Außenwand erlaubt geringer dimensionierte Gründungen. Durch diese Einsparung von Beton und Stahl arbeiten wir auch hier ressourcenschonend und emissionsarm.

Energieeffizienz

Eine gut gedämmte thermische Gebäudehülle und die Speicherfähigkeit über direkte Oberflächen stellen sicher, dass die Heiz- und Kühllast und damit der Gesamtenergiebedarf möglichst gering bleiben. Bei der Energieerzeugung kommen zum größten Teil erneuerbare Energien zum Einsatz.

Solarenergie

Photovoltaik-Module sind auf weiten Teilen des Daches angeordnet. Der grüne Strom wird zum Betrieb von Wärmepumpen, Anlagentechnik und E-Ladestationen genutzt. Ein Batteriemanagementsystem speichert den nicht genutzten Photovoltaik-Strom zwischen für mehr Autarkie des Gebäudes.

Visualisierung: Ponnie Images, Anders Beyer
Gemeinsam mit: LA.BAR Landschaftsarchitekten
Modellbau: Helmbold Modellbau
Fachplanung: Lichtenau Himburg Tebarth Bauingenieure GmbH, Good Mobility Council GmbH, Lutz Kleemann Planungsbüro für Versorgungstechnik, Einzelhandel und Lebensmittel Patrick Panner

Team: Sven Radtke, Kinga Krawczyk, Matteo Montagano, Manuel Coletto, Lan Chuang, Arndt Kerber

Jahr2022
VerfahrenWettbewerb als kooperatives Verfahren RPW 2013
AusloberBLB Projekt/ DLE GmbH
StandortBerlin-Spandau
BGF11.705 qm