Das Kieler Horn
Mit fußläufiger Verbindung über die Hörnbrücke zum Hauptbahnhof wird das ehemalige Werftgelände am Germaniahafen in prominenter städtischer Lage am Kieler Hörn entwickelt. Auftakt und Schlusspunkt dieser Entwicklung bildet das „Kieler Horn“ – ein Hochpunkt mit markanter, identitätsstiftender Silhouette.
Quartier – Block – Haus
In dem sich entwickelnden lebendigen, durchmischten Quartier südlich des Museumshafens entsteht auf zwei Baublöcken mit erdgeschossiger Gewerbenutzung die Wohnbebauung. Insgesamt sieben in ihrem Ausdruck unterschiedliche Häuser bilden den Blockrand, ohne zu einer geschlossenen Bebauung zu verschmelzen. Jedes Haus ist in Gestalt und Ausrichtung anders und bildet eine eigene individuelle Adresse.
Die Gebäude mit Ausrichtung zum Gaardener Ring, Zur Helling und zum Former sind sechsgeschossig angelegt und weisen differenzierte Fassaden und Dachformen auf. Wechselnde Dachneigungen und wiedererkennbare Fassaden schaffen ein belebtes Bild, das in seiner Körnung die Erinnerung an die ehemaligen Industriebauten wach hält.
Gesicht
An der Waterfront entsteht mit dem überhöhten Eckgebäude der elegante Schlussstein des Projektes, der über einen Einschnitt mit einem weiteren, kleineren Haus verbunden ist und das Gesicht des Entwurfes bildet – nicht zufällig erinnert es an die maritimen Formen von Bootsrümpfen und Segeln. Über die Arkadengänge mit der anschließenden Bebauung verwandt, entwickelt sich ein eigenständiges, der prominenten Lage gerechtes Bild.
Nutzungen
Das verbindende Erdgeschoss nimmt den Straßen zugewandt Gewerbeflächen auf, die mit verschiedenen Nutzungen wie Einzelhandel, Gastronomie oder Quartiersbüro belegt und in unterschiedliche Flächengrößen geteilt werden können. Die Lagen am Germaniahafen und am Hörnufer sind prominent und bieten mit dem Arkadengang einen guten Lauf. An der Straße Zur Helling bildet sich ebenfalls eine attraktive Lage, während in der Straße Former eher dienende Nutzungen untergebracht werden können. Am nördlichen Kopf des östlichen Baufeldes entstehen Gewerbeeinheiten, die auf der Höhe des Ernst-Busch-Platzes liegen und diesen beleben.
Mobilität
Ein wichtiger Nutzungsbaustein sind die ebenerdigen Fahrradgeragen im Zentrum der beiden Baufelder mit gut erreichbaren, direkten Zufahrten aus dem Straßenraum, Tageslichtversorgung sowie Treppen und Aufzugsverbindung auf die erhöhte Hoffläche, ergänzt mit einer Fahrradwerkstatt. Ein mühelos erreichbares Angebot, auf ein Auto zu verzichten und auf das Rad umzusteigen. Auch für Besucher sind Stellplätze vorgesehen, ebenso wie solche für Lastenräder und Ladeplätze für E-Bikes. Im Baufeld West finden sich auf der ersten Untergeschossebene Stellplätze für Gewerbenutzer und einige Bewohnerstellplätze. Mit zweiten Parkebene wird der Stellplatznachweis für Bewohner*innen und Besucher erfüllt. Im östlichen Baufeld sind lediglich Stellplätze für die Wohnnutzung geplant.
Wohnen
Aus dem Wunsch nach relativ vielen kleinen Wohneinheiten entstehen Typologien, die die einzelnen Wohnungen wirtschaftlich organisieren und erschließen. Jede Wohnung verfügt über Belichtung von zwei Seiten. Durch versetzte Fassadenelemente entstehen Nischen für Balkone und Loggien mit hoher Aufenthaltsqualität.
Materialität
Auf dem ehemaligen Werftgelände entsteht ein Stück Stadt, dass nicht nur das Quartier durch seine Nutzungsanordnung und Struktur belebt, sondern in seiner architektonischen Ausformung den Ort prägt. Der Nachhall der industriellen Nutzung ist in der Setzung der separat gestellten Baukörper, in der Ausbildung der Dachformen und nicht zuletzt in der Materialwahl mit Ziegelmauerwerk und Aluminiumfenstern spürbar. Es entsteht ein Ort mit eigener Identität und eigenständigem Charakter.
Freiraum
Während im Erdgeschoss die wasserbegleitenden Flächen unspektakulär ans Gebäude herangeführt werden – Lage und umgebender Stadt- und Straßenraum geben hier den Takt vor – entsteht auf den Hofflächen im ersten Obergeschoss eine eigene Welt. Großzügige Begrünung, Spielflächen für Kinder und Jugendliche und Treffpunkte für sämtliche Bewohner*innen bringen auch hier die Erinnerung an das ehemalige Hafenquartier zum Vorschein. Man trifft sich auf der Bank vor dem Haus, diese beiläufige Form der Kontaktpflege wird sich auch in diesem Projekt bewähren.
Die Höfe sind vom Straßenraum aus über Treppen und über den Ernst-Busch-Platz erreichbar. Die Stufen und weitere sanfte Abtrennung sorgen für die nötige Privatheit der Hofbereiche, eine weitergehende Abtrennung ist möglich. Für die Wohnnutzungen entstehen angenehme Außenräume in erhöhter Lage, mit direktem Blick auf das Wasser.
Team: Tolga Bulutcu, Lisa Heßling, Gabriel Dorn, Thies Lübsen, Daniel Kinz.
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