Hotel im Weltkulturerbe

Übernachten im Kontorhausviertel...

Hotel im Weltkulturerbe

Das Hotel mit 457 Zimmern, großzügiger Lobby und Skybar entstand auf historischem Gelände: Der Bereich gehört zur Keimzelle der Stadt Hamburg, wurde jedoch in der Nachkriegszeit stark überformt, Fleete verfüllt und die Willy-Brandt-Straße als heute wichtigste Ost- West-Verbindung geformt. Der Bestand aus den siebziger Jahren wurde abgebrochen, und die Bodendenkmalpflege untersuchte das Baugrundstück eingehend. Einige Rudimente aus der Siedlungsgeschichte konnten konserviert werden.

Heute stellt der Auftakt der Willy-Brandt-Straße einen wichtigen Stadteingang dar, zu- gleich werden hier die historischen Brüche sichtbar. Der neue Baukörper formuliert den Übergang von kleinteiliger, historischer Bebauung zum großen Maßstab. In unmittelbarer Um- gebung bilden die denkmalgeschützten Bauten des Kontorhausviertels einen wichtigen Referenzrahmen.

Das neue Haus reflektiert die städtischen Bedingungen: An der Willy-Brandt-Straße folgt es den Vorgaben der Straßenführung und des Bebauungsplanes. Der zweigeschossige Unterschnitt ermöglicht die großflächigen Glasfassade der Hotellobby, hier wird Stadt erlebt. Die Hauptfassade zeigt mit den markanten Fenstereinfassungen ein ruhiges, durch subtile Differenzierung sanft bewegtes Bild.

In der Straße Hopfensack sind die Fenster in Gruppen gegliedert, die an die ehemalige Par- zellierung erinnern. Die vielfache Staffelung des Baukörpers in den Obergeschossen mag hier als gestalterischer Gruß in Richtung des Chilehauses verstanden werden, und gibt dem Projekt einen eigenständigen Abschluss. Es entsteht ein reizvolles Spiel von Volumen und Öffnungen.

Die Ausführung der Baugrube für die drei Tiefgaragenebenen stellte eine besondere Herausforderung dar. Es befinden sich 124 PkW-Stellplätze in der dreigeschossigen Tiefgarage, die Geschosse sind halbversetzt in Form von 6 Splitleveln angeordnet. 5 der 6 Splitlevel befinden sich bereits im Elbgrundwasser. Für die Baugrube wurde daher eine Schlitzwandkonstruktion aus 90 cm starken Stahlbetonwänden über 20 m tief in die Erde eingebracht, um in eine natürliche Dichtsohle, bestehend aus einer Tonschicht, einzubinden. Anschließend wurde der so entstandene Trog leer gepumpt, um darin zunächst die archäologischen Grabungen stattfinden zu lassen und anschließend die mehrgeschossige Tiefgarage zu errichten. Die Außenwand der Untergeschosse (WU-Konstruktion) ist zur einen Seite mit Elastomerlagern gegenüber der Schlitzwand schwingungsentkoppelt, um auszuschließen, dass sich Vibrationen aus der benachbarten U-Bahn-Trasse ins Gebäude übertragen. Der ganze Tiefbau war sehr aufwändig und anspruchsvoll und hat mehr als die Hälfte der Bauzeit in Anspruch genommen.

Die Ausbildung der Obergeschosse erfolgte in Schottenbauweise, jede zweite Zimmerachse wurde als tragende Wandschotte ausgebildet. Der vertikale Lastabtrag wird in der Erdgeschossebene von den Wandschotten über Hammerköpfe in Stahlbetonstützen eingeleitet. Durch diese Bauweise konnten im Erdgeschoss großzügige Räume mit großen Stützweiten realisiert werden, ohne dass Unterzüge oder sonstige zusätzliche lastverteilende Bauteile erforderlich sind.

Projektteam: Felix Franke, Catharina Engel, Susu Liang, Oscar Zetina, Dirk Südekum, Hannah Metzner, Vicente Acosta, Zofia Kövi, Eduard Lepp, Felix Schippmann, Daniel Kinz, Martin Kreienbaum.

Fotos: Daniel Sumesgutner.

 

Planungsbeginn 2016
Bauzeit 2019-2023
Leistungsbild HOAI LP 2-5, Leitdetailplanung
BGF 32.000 qm
Volumen 40 Mio. Euro
Bauherr M1RE Kontorhaus GmbH